Was ist BNE?

Gemäß des Internetportals des Bundesministeriums für Bildung und Forschung soll dieser pädagogische Schwerpunkt die Kinder dazu befähigen, die eigenen Handlungen im Kontext mit den Auswirkungen auf die Welt zu verstehen. Der Begriff Nachhaltigkeit findet seinen Ursprung in der Forstwirtschaft , wo er 1713 zum ersten Mal beschrieb, dass man nur so viele Bäume abholzen dürfe, wie durch eine gezielte Aufforstung wieder nachwachsen können. Der Begriff wurde zum Leitbild für die Weltgemeinschaft. An zukünftige Generationen denken, die Natur und Ihren Kreislauf erhalten, ein soziales Zusammenleben ermöglichen. Den Blick auf das Gesamte haben. Es geht darum das Wissen um Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt so zu vereinen, dass alle Bereiche gut funktionieren können. Industrie und verantwortungslose Wirtschaft haben bislang ein massives Ungleichgewicht geschaffen, das zu einer Ausbeutung des Ökosystems und starker sozialer Ungleichheit geführt hat. Es gilt nun mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern, dass dieses Ungleichgewicht außer Kontrolle gerät und unser Lebensraum und unsere Gesellschaft für immer verändert oder gar zerstört wird. Das Verständnis für dieses Ungleichgewicht und wie es entsteht, was jeder Einzelne ändern kann um etwas dagegen zu tun, das ist BNE. Der Begriff wurde auf dem Klimaweltgipfel in Rio definiert. Es wurde festgelegt, das BNE in alle Lebensbereiche einfließen müsse. In allen Bildungsbereichen soll den Menschen die Thematik der Nachhaltigkeit begegnen. Es gibt einen nationalen Aktionsplan, um das zu realisieren. Wir befinden uns als Gesellschaft an einem Wendepunkt und ein jeder wird zu diesem Problem Stellung beziehen müssen.

Warum haben wir uns für BNE entschieden?

Schauen wir auf unser Sonnensystem. Die Erde ist die einzige bewohnbare Insel die uns zur Verfügung steht. Alle anderen Planeten sind lebensfeindlich. Vielleicht entdecken wir in ferner Zukunft einen ähnlichen Planeten, doch werden wir ihn höchstwahrscheinlich dann nicht erreichen können. Es gibt für uns also keine Möglichkeit zu fliehen, keine andere Option als unsere blaue Erde zu retten. Dafür ist es jedoch schon fast zu spät. Klimawandel ist jetzt und er ist hier und es geht darum die Menschen daran zu erinnern, wie wertvoll Leben ist.

Wir haben in unserem Beruf die Möglichkeit, am Anfang des Lebens aktiv zu werden. Bei den Kleinsten Saaten des Verständnisses zu setzen. Ihnen zu ermöglichen den Bezug zur Natur, den sie alle von Anfang an haben, nicht zu verlieren. Wir haben die Aufgabe, die Kinder zu rüsten. mit Selbstvertrauen und Resilienz. Sie sollen Ihre Gefühle kennen um mit ihnen umgehen zu können, sie sollen selbstbewusst werden und stark genug mit den Folgen des Klimawandels zu leben. Sie sollen wissen, das jeder Einzelne viel erreichen kann und somit in der Lage ist, den Kreislauf des „alle anderen machen es doch auch“ zu durchbrechen. Sie werden individuell und das Ganze auf der festen Basis der Bindung.

 Wir haben uns also entschieden unser naturpädagogisches Konzept auf BNE ganzheitlich zu erweitern.

 

Pädagogische Kernpunkte

Welche pädagogischen Kernpunkte ermöglichen nachhaltiges Denken?

Selbstbewusstsein, Selbstständigkeit und Gesellschaftsfähigkeit.                                        

Das sind Dinge, die hinter jedem pädagogischen Konzept stehen sollten. Wir wissen um die Kinderschutzfaktoren. Also hohe Problemlösefähigkeit, Selbständigkeit und eine positive Grundhaltung sind neben einigen anderen Faktoren ein Schutz für das Kind schon im Vorschulalter. Mit diesen Fähigkeiten ecken sie weniger an. Sie werden nachweislich besser behandelt, und haben bessere Zukunftschancen. Es ist also unsere Aufgabe, die Kinder so gut es geht auf diesem Weg zu begleiten. Selbst wenn ein Kind, das aus instabilen Verhältnissen kommt, kann mit einer stabilen Bezugsperson, das können auch wir Tagesmütter sein, diese Fähigkeiten erlangen. Gepaart mit dem Kontakt zu Gleichaltrigen. Wir gehen also auf „Schatzsuche“ und finde heraus, welche Stärken ein jedes Kind hat und fördern es ganz individuell. Mit unserem BNE-Konzept werden viele Erfolgserlebnisse offengelegt. Die Kinder erfahren immer wieder was sie selbst (und auch selbstständig), mit ihren eigenen Händen schaffen können. Das sie wichtig sind, auch für andere Lebewesen, die von ihnen abhängig sind. Sie lernen sich selbst zu helfen und ihre Konflikte ohne Gewalt zu lösen und einander zu respektieren. Durch Experimente schaffen sie sich eine Wissensbasis, die sich nach und nach auf ihrem eigenen Erfahrungsschatz aufbaut. Das Selbstbewusstsein ist für uns also Kernpunkt, um die Möglichkeiten für BNE zu schaffen. Die „Übungen“ ziehen sich durch den ganzen Alltag. Einige Beispiele: selbst Anziehen, Tiere versorgen, anderen helfen, die es noch nicht können, Grenzen austesten lassen, Kreativität ausleben, Ideen verwirklichen, Demokratie und Mitbestimmung bei Gruppenentscheidungen (essen, Ausflüge, Farbe der neuen Stühle etc.), sichtbar machen der eigenen Weiterentwicklung (messen wie groß man geworden ist, Fotos anschauen, auf denen zu sehen ist, das man etwas, dass man lange geübt hat, endlich geschafft hat. Die Kinder dürfen täglich reihum mit uns zusammen unser Obst für die Schmausepause aufschneiden. Sie lernen früh mit Gefahren und Situationen des Alltags umzugehen und bekommen natürlich Wahlmöglichkeiten um Konflikte zu umgehen. Das sind die Grundaufgaben einer jeden Betreuungsperson und in Bezug auf BNE noch essenzieller.

Kern oder Grundstein von BNE ist auch, jedes Kind da abzuholen, wo es in seiner Entwicklung steht. Zu erkennen was es braucht, um sich weiterzuentwickeln. Zu sehen, wo die Interessen liegen und anhand dieser dann eine Förderung zu ermöglichen. Nur wenn das Kind den Fokus auf das hat, was wir ihm zeigen wollen, nur wenn es ein Interesse, ja vielleicht sogar einen Feuereifer für das Thema zeigt, dann wird es lernen. Ziel ist es also das Interesse aufzugreifen, welches das Kind zeigt und zu versuchen es mit dem zu verknüpfen, was wir ihm beibringen möchten. Wir sind Forschungsassistentinnen und ausgleichende Unterstützerinnen. Wir schaffen für die Kinder eine sichere, aber nicht beengende Umgebung um sich auszuprobieren.

 

 

Wie wurde BNE in unserer Einrichtung integriert

Um BNE in unserer Einrichtung einzubinden, haben wir akribisch unseren Tagesablauf überprüft und auf das neue Konzept abgestimmt. Es ging zunächst darum zu schauen, was wir in diesem Bereich schon leisten. Mit den naturpädagogischen Themen waren wir schon auf dem richtigen Weg. Das Ganzheitliche fehlte. Dann haben wir Stück für Stück mit den Kindern den Garten renaturiert. Ca 1/3 der Fläche ist mittlerweile den Tieren und heimischen Pflanzen gewidmet. Es werden z.B. Pflanzen entnommen, die nicht in unser heimisches Ökosystem gehören und Pflanzen gesetzt um gezielt Insektengruppen zu unterstützen. Es finden sich Unterschlupfmöglichkeiten für verschiedene Tiere.

Es gilt immer wieder Kompromisse zu finden für alte Gewohnheiten, die sich aber mit dem Thema Nachhaltigkeit nicht mehr vereinbaren lassen. Die Aspekte gegeneinander abzuwägen und eine Lösung zu finden, die für alle akzeptabel und gleichzeitig möglichst nachhaltig ist

. Als Beispiel möchten wir beim Einkauf den Konflikt zwischen biologisch erzeugt, regional erzeugt und nachhaltig verpackt anführen. Es gilt alle Lebensbereiche detailliert durchzugehen und mit diesem Aspekt zu verknüpfen. Sich Ziele zu setzen und Stück für Stück umzusetzen. Und Methoden zu entwickeln, diese Themen mit den Kindern zu bearbeiten. Vieles wird durch gutes Vorbild einfach vorgelebt. Vieles verlangt irgendwann nach einer Erklärung. Alle Bereiche des Lebens sind „betroffen“ Es geht um Müllvermeidung, biologisch abbaubare Reinigungsmittel, regionale Bio Lebensmittel mit annehmbarem Label, Energiesparen, Wasser sparen, Vielfalt unterstützen im eigenen Garten. Eigene Grundsätze zu definieren und auch einhalten! Beispiele wären hier: Einen aufwändigen Spielzeugwunsch ressourcenschonend durch Improvisation zu ermöglichen oder kaputte Dinge zu reparieren. Viele Kinder finden gerade diese Aktivitäten sehr spannend und bringen sich gern ein.

Nachfolgend beschreiben wir den ganzheitlich nachhaltigen Ansatz in den Bereichen:

·         Tägliche Routine, Tagesablauf

·         In Erziehungsparnerschaften

·         In ausgewählten Projekten.

Wo findet sich im Alltag die Erziehung zum nachhaltigen Handeln?

Im Spiel, im Dialog und im ganz normalem Alltagshandeln finden sich Anknüpfungspunkte zum BNE. Viele lassen sich gut erforschen, also ausprobieren, wenn man die nötigen Erfahrungsräume zur Verfügung hat. Wir verwenden folgende Schlagworte um zu verdeutlichen, wo in unserem Alltag mit den Kindern Bildung für nachhaltige Entwicklung stattfindet.

Aufmerksamkeit: Wir lenken die Aufmerksamkeit der Kinder gezielt auf biologische, physikalische oder andere entdeckenswerte Dinge in der Umgebung. Wir reden und philosophieren darüber. (Beispiele: „Hört mal, wie der Wind um die Hausecke pfeift!“ Alle hören gespannt. „Warum pfeift denn das? Was meint ihr?“) Die Aufmerksamkeit, das Bewusstwerden, das Erfahren von Natur, unserer Umgebung und den anderen Lebewesen ist der Anfang von BNE.

Vielfalt in der Natur und miteinander: Es ist uns ein Anliegen ein Grundwissen über verschiedene Pflanzen und Tiere und deren Bedürfnisse zu vermitteln. In verschiedenen Alltagssituationen können wir dies üben. Die Pflanzenvielfalt als Alltagsbeispiel: Wir machen jeden Morgen eine Futterrunde für die Tiere. Wir nehmen einen Eimer und gehen durch den Garten. Wir suchen nach Pflanzen, welche zur Tierfütterung geeignet sind (Saisonbedingt). Die Kinder interessieren sich für die Namen der Pflanzen und auch oftmals, ob sie einen heilenden Aspekt haben. Sie erfahren, welche Pflanzen sie ebenfalls kosten dürfen und welche nicht verträglich sind. Immer wieder fallen den Kindern neue Pflanzen auf, die sie vorher noch nicht gesehen hatten. Das zeigt ein enormes Interesse der Kinder zu diesem Thema. Wildkräuter sind erwiesenermaßen gesünder als unsere in Massen angebauten Lebensmittel aus dem Handel. Die Kinder erlernen spielerisch ein in der Gesellschaft oft verlorenes Wissen zurück. Fast täglich werden im Rollenspiel aus den Kräutern dann „Arzneien“ gemischt und Leute damit behandelt. Dies geschieht unter Aufsicht. Für diesen Zweck gibt es ein bestimmtes Beet, aus dem (auf Nachfrage), garantiert essbare Kräuter entnommen werden dürfen. Die Kinder lernen sehr schnell nicht einfach Pflanzen in den Mund zu nehmen, die sie nicht kennen.

Aber auch die Vielfalt in der Menschheit ist gemeint. Jeder soll gerecht und gleich behandelt werden. Nur über eine soziale Gerechtigkeit lässt sich der Gedanke von BNE weitertragen. Nur wer sich sicher fühlt und genug zum Leben hat, besitzt Kapazitäten sich um den Lebensraum zu kümmern und nachhaltig zu handeln. Demokratie und persönliche Bedürfnisse werden in unserer Gruppe sehr hochgehalten.

Lebensmittel : Wie werden sie angebaut, wo und wie kommen sie her und wo gehen die Reste hin? Es werden permanent Lebensmittel im Garten produziert, geerntet und verarbeitet. Wir haben 9 verschiedene Beerensorten im Garten, verschiedene Gemüse und 5 große Apfelbäume, es gibt Kirsche und Haselnuss. Die Kinder haben viel Freude am Versorgen der Pflanzen. Wir ermöglichen dies jederzeit. Kinder mit großem Interesse für Arbeiten im Garten finden immer etwas zu tun. Selbstverständlich gehört das Ernten und Verzehren der Köstlichkeiten als Belohnung für die Mühen ganz genauso dazu.                        Die Einrichtung ist Bio-vegetarisch und zuckerfrei.

Wir machen Foodsaving. Dieser Begriff beschreibt ein organisiertes Verteilen von essbaren und unverdorbenen Lebensmitteln, die im Handel aus verschiedenen Gründen nicht mehr verkauft werden sollen. Es werden viele Lebensmittel, die mit wahnsinnig vielen Ressourcen erschaffen wurden einfach weggeschmissen. Wir bekommen regelmäßig von Verteilern diese Lebensmittel zur Verfügung gestellt. Uns  ist es wichtig, dass die Kinder wertschätzend mit Lebensmitteln umgehen. Zum Beispiel wirken ich dahingehend auf sie ein, dass beim Essen das Auffüllen mehrerer kleinerer Portionen besser ist, als eine Große zu nehmen, von der man dann die Reste wegschmeißen muss. Oder wir weisen darauf hin, dass der vom Baum auf den Boden gefallene Apfel kein Spielzeug ist, sondern jemanden satt machen kann, auch wenn er vielleicht eine Delle hat. Im Zweifel kann zumindest noch ein Kaninchen damit gefüttert werden.

Verzicht: Wir möchten die Dinge nicht verbieten. Wir möchten Vorbild sein, die Kinder offen machen für die Alternativfindung. Kaufen wir jetzt eine Banane die weit über die Meere hinweg anreisen musste und dadurch viele Ressourcen verbraucht hat, oder essen wir erst einmal die Äpfel von unseren Bäumen. Danach können wir vielleicht Bananen kaufen. Verständnis und Offenheit statt Verbot.

Materialien: Den Konsum gilt es zu reduzieren. Es braucht nicht wirklich mehr Lego, wenn die Kiste leer ist und das Bauwerk noch nicht fertig. Die Frage ist dann, gibt es eine Alternative? Vielleicht eine aus Holz und können wir das aus Bestandsmaterialien selbst machen? Das kann z.B. Holz aus dem Garten sein oder auch Upcycling. Bauen und basteln mit alten Materialien, um ihnen noch einmal einen Zweck zu geben. Das haben die Kinder teilweise sehr verinnerlicht. Wenn ein Mangel während des Spielens auftritt, sind die Kinder hier sehr kreativ. Stöckchen werden dann Arztspritzen oder Nuckelflaschen für die Puppen. Wir haben auch schon gesehen, dass ein Rhabarberblatt eine wunderbare Puppenwindel abgibt. Sie bauen aus allem was da ist Kletterparcours und überlegen, was sie aus der Packung, in der die Tomaten waren, noch alles basteln können. Sie kommen auf die tollsten Ideen. Der Legoersatz war dann ein Ast, der von den Kindern und mir in Scheiben zersägt wurde. Daraus konnte man dann wunderbar Garagen für die Baufahrzeuge in der Sandkiste bauen.

Ressourcen einsparen. Wir versuchen Plastik zu reduzieren und thematisieren, warum Plastik nicht gut für die Umwelt ist? Dafür haben wir auch schöne Bücher. Wir suchen Alternativen und kaufe Gefäße wenn möglich aus Glas. Wir machen aktiv Mülltrennung und behandeln Themen wie Kompostierung und den Lebensraum Boden.

Verkehr: Wir gehen den wöchentlichen Weg zu unserer Spielgruppe lieber, als mit dem Auto zu fahren. Für die Kinder ist der Weg voller Abenteuer. Wir können Blätter sammeln zum trocknen oder Tiere beobachten. Auf dem Weg gibt es auch eine Voliere mit Wellensittichen, die wir immer besuchen dürfen. Das alles hätten wir aus dem Auto heraus nicht gesehen. Nebenbei findet Verkehrserziehung statt.

Kinderkleidertausch. Die Kinder lernen bei mir, dass man Dinge, die man selber nicht mehr braucht, vielleicht für andere noch interessant sein könnten. Wir haben hierfür eine große Kiste, in die jeder etwas hinein oder etwas herausnehmen darf. Geben ohne etwas zu nehmen und dabei der Umwelt zu helfen. Denn es muss nichts Neues hergestellt/gekauft werden und es muss etwas „Altes“ nicht im Müll verbrannt werden. Diese Kiste ist für die Kinder eine Art Schatztruhe. Wenn sie Glück haben und nicht genug Ersatzwäsche da ist, dürfen sie sich dort etwas aussuchen. Zwei Kinder fanden das in diesem Sommer so spannend, dass sie sich über einige Tage hinweg bewusst so schmutzig gemacht haben, dass sie keine Ersatzwäsche mehr in ihren Schubladen hatten. Für alle aber ist das Geben und Nehmen eine spannende Sache. Manchmal wenn ein Kind etwas für die Kiste mitbringt, hat es sich zuhause schon überlegt, wem dieses Kleidungstück wohl passen könnte. Mit den Eltern zusammen neue/alte Kleider auszusuchen macht Spaß und ist sehr nachhaltig. Was wir zuviel haben, bringe ich dann in den Second-hand Shop.

Haushalt und Hygiene: Das Thema Heizen ist in den Medien allgegenwärtig. Auch wir brauchen keine 23 Grad in den Räumen. An kältere Temperaturen gewöhnt man sich sehr schnell und die Kinder sitzen nicht herum, sie bewegen sich viel. 18 Grad reicht! Wir sind meist draußen, deswegen müssen wir nicht viel heizen. Und wenn, dann sparend und stufenweise. Es reicht die Heizung hochzudrehen, wenn wir rein gehen. Für Strom haben wir Solar auf dem Dach. Der Wasserverbrauch wird den Kindern beim Händewaschen durch eine Lichtampel aufgezeigt. Bei dem anderen Wasserhahn (ohne Ampel) haben wir ein Lied, das wir singen, solange wir Händewaschen sollen bzw. dürfen. Auf dieses Lied wurde ich schon oft von den Eltern angesprochen, weil die Kinder diese Taktik des Wassersparens mit nach Hause gebracht haben.

Kooperationen: 100.000 Schmetterlinge. Wir kooperieren mit einer Naturschutzorganisation, die sich für die Insekten des Stadtteils stark macht. Wir sind Teil dieser Initiative und beobachten einige Projekte gemeinsam mit den Kindern. Wir staunen, wie schnell die Insekten auf diesen Flächen einkehren, wenn man ihnen den passenden Raum dafür bietet. Wir können eine erheblich größere Vielfalt wahrnehmen als noch vor diesen Maßnahmen.

In der direkten Nähe gibt es eine Familie die Galloways züchtet und auch Schafe, Hühner und Enten hat. Es handelt sich um eine große Weide. Darauf gibt es einen eingezäunten Bereich mit Spielmöglichkeiten, Bauwagen und Toilette. Wir können jederzeit einen Ausflug dorthin machen. Dieser Ort ist wunderbar nachhaltig. Die Kinder waren anfangs sehr interessiert an der Funktion der Komposttoilette und der Bauer hat sich viel Zeit genommen auf alle Fragen zu antworten. Die Hühner und Enten legen Eier. Wir dürfen sie manchmal sammeln und mitnehmen. Das die Hühner, an den leckeren Pfannenkuchen zum Mittagessen, beteiligt sind, wissen unsere Gartenzwerge nun wirklich aus Erfahrung.

Erziehungspartnerschaft und BNE

Zusammen mit den Eltern sind wir eine große Gemeinschaft, die Geborgenheit gibt. Eltern sind sehr willkommen und es gibt viele Möglichkeiten für sie, sich hier einzubringen. Mehrfach im Jahr machen wir gemeinsame Feste zu denen jeder etwas beiträgt (, Sommerforscherfeste, Apfelerntefest, Laternelaufen u.a.). Es geht sehr fair zu und alles darf und soll offen angesprochen werden. Es bildet sich so immer wieder eine großartige Gemeinschaft, die allen ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Wir haben eine gute Erziehungspartnerschaft mit den Eltern. Da unser Konzept klar steht, lockt es meist auch die Eltern an, die sich ebenfalls für eine naturnahe Erziehung stark machen oder Interessierte, die sich schnell überzeugen lassen. Vieles was hier in der Einrichtung passiert, wird nach Hause getragen und dort ebenfalls verwirklicht. Beispiele dafür gibt es viele. Meist können wir mit den Aktionen mehrere Eltern einbeziehen. Wir oder vielmehr die Kinder können sie begeistern für das, was wir machen und warum wir es tun.

Größere Themenbereiche (Projekte)

Neben den alltäglichen Dingen, die durchdrungen sind von nachhaltigem Handeln, machen wir regelmäßig auch größere Aktionen mit den Kindern. Diese erstrecken sich dann über unterschiedliche Zeiträume, die meist von der Sache selbst vorgegeben sind bzw. von Jahreszeiten bestimmt werden. Ganzheitlich betrachtet und mit möglichst vielen Sinneserfahrungen gespickt sollen sie sein. Wir überprüfen unsere Planungen immer mit den 4 Grundfragen. Sie werden auch während des Projektes permanent berücksichtigt und evaluiert ,gegebenenfalls die Aktion abgeändert.

 

Zieldimensionen erkennen. Können die Kinder verstehen, was wir ihnen beibringen möchte? Und welche Kinder können wohl welche Inhalte aufnehmen?

Reflektieren und Bewerten: Können die Kinder Perspektiven erkennen, Probleme verstehen und darüber auch sprechen?

Handeln: Haben die Kinder die Möglichkeit ins Handeln zu kommen?

Motivation: Entspricht das Thema den aktuellen Interessen der Kinder.

Bevor wir ein Projekt beginnen, besprechen wir mit den Kindern im Morgenkreis, was wir vor haben und notiere uns, was den Kindern dazu einfällt und welche Fragen sie haben.

 

Beispiele für Projekte

Igelkind

Wir haben ein kleines Igelkind im Spätherbst gefunden. Es war noch sehr klein und die Kinder waren sehr besorgt. Wir haben es gewogen. Mit 200 g war es deutlich zu leicht als dass es den Winter in Freiheit hätte überleben können. Nach einiger Recherche sind wir gemeinsam zum Komitee für Igelschutz e.V. gefahren und haben das Tier nach einer kleinen Rundführung dort abgegeben. So wurde es über den Winter gebracht und tierärztlich versorgt. Da die Kinder nun emotional eingestimmt waren, haben wir das Thema aufgegriffen und einen Aktionsplan gemacht.

Es gab eine Weiterbildung im Gut Karlshöhe zu diesem Thema. Diese Inhalte konnten wir wunderbar verwenden. Wir haben Bücher besorgt, die unsere Aktion ergänzten.

Die Kinder und wir haben herausgefunden, was Igel brauchen, um den Winter zu überleben. Wir haben aus verschiedenen Materialien, an verschiedenen Orten im Garten (welche die Kinder selbst gesucht haben) Igelheime gebaut und getestet, wie warm es darin wird. Mit Handgefühl und dann mit Thermometer haben wir schließlich einen guten Igelbau errichtet, der einem Igel guten Schutz und Wärme gespendet hätte.

Am Ende entstand ein Igelhaus aus Holz und alle durften mitbauen. An einem ruhigen Ort, bietet es für unsere Tierfreunde den besten Schutz. Andere Themen wie Fett anfressen (was fressen Sie?) und wieso sie bei Kälte nicht erfrieren, konnten wir gut nachlesen. Wir haben Igel gebastelt und Igellieder gesungen.

Im Frühjahr durften wir das Igelkind, welches von den Kindern Max genannt wurde, wieder in unseren Garten zurückholen.

Mülltrennung

Mülltrennung ist eine gebündelte Aktion, aus der dann eine alltagsbegleitende Handlung wurde. Dieses Thema ist ein Hauptproblem in Sachen Nachhaltigkeit. Es fiel uns auf wie oft Müll in unserem Garten herumlag und wie oft wir ihn aufsammeln mussten. Das hat uns zum planen dieser Aktion gebracht.

Im Morgenkreis haben wir mit den Kindern besprochen, was Mülltrennung ist, warum man nicht alles in eine Tonne werfen darf und was mit dem Müll weiter passiert. Wir haben die verschiedenen Mülltonnen in den „richtigen Farben und mit den dazugehörigen Symbolen gebastelt und mit den Kindern aufgestellt. Dann haben wir gemeinsam verschiedene Materialien untersucht und überlegt, was wohl in welche Tonne gehört. Beispielbilder von Dingen die in die jeweiligen Tonnen gehören, halfen den Kindern dabei. Da die Materialien gereinigt waren, konnten auch die kleineren Kinder sich mit den verschiedenen Beschaffenheiten vertraut machen. Einige Tage später hatte ich dann ein Poster vorbereitet, mit den verschiedenen Tonnen darauf und die Kinder konnten kleine Bildchen den Tonnen zuordnen. Ich habe diese laminiert, sodass das Spiel jederzeit wieder gespielt werden kann. Der von den Kindern gestellten Frage, woraus Papier besteht, sind wir näher auf dem Grund gegangen. Als die Kinder verstanden haben, das Papier aus Bäumen (also Lebewesen) gemacht wird, waren die Großen erstmal betroffen. Sie haben verstanden, warum wir Papier nicht verschwenden wollen und warum unser Malpapier von hinten immer bedruckt ist. Es handelt sich nämlich um weiterverwendetes Altpapier. Es passiert oft, dass die Kinder an die Papiertonne gehen und aus dem Inhalt etwas basteln wollen. Eine weitere Idee für die Zukunft wäre aus Altpapier selbst neues Papier herzustellen. Auch warum Plastik nicht gut ist, können wir in unseren altersgerechten Büchern nachforschen.

Anhand einer Bananenschale, eines Plastikbechers und einer Pappverpackung für Tomaten, konnten wir den Verfall des Mülls im Boden beobachten. Wir haben die Dinge dafür eingegraben und von Zeit zu Zeit nachgeschaut. Es wurde offensichtlich, das Bananenschale und Pappe einem natürlichen Verfallsprozess haben während das Plastik noch genauso aussah wie zuvor. Die Kinder haben verstanden, dass dieser Müll in großer Menge nicht gut sein kann. Ich habe ihnen gesagt sie sollen sich vorstellen, wie der Garten aussähe, wenn man all den Müll den wir produzieren in den Garten werfen würden. Ein Kind fand es lustig, sich im Geiste durch den Müll wie durch ein Bällebad zu wühlen. Aber nicht mehr so lustig bei der Vorstellung wie die Tiere sich wohl dabei fühlen würden. Die Kinder tragen sich den achtlos hingeworfenen Müll hinterher. Die Großen geben es an die Kleinen weiter und wenn ich Sätze höre wie: „Das darfst du nicht hinwerfen, das gehört in die grüne Tonne!“ weiß ich das das Thema Mülltrennung wirklich in den Köpfen der Kinder Fuß gefasst hat. Fällt Müll an, besprechen wir gemeinsam, in welche Tonne er muss. Oftmals wissen die Größeren auch schon wie es geht.

 

 

 

Sonnenblumen wachsen

 

Das Projekt ging über mehrere Wochen und endete als die Sonnenblumen ca. 40 cm groß waren, damit die Kinder die Pflanzen noch mit nach Hause nehmen konnten. Die Kinder sollten sehen, was Pflanzen brauchen um zu wachen. Sie sollten zu der Erkenntnis kommen, das auch Pflanzen leben und wie Lebensmittel entstehen.

Wir haben für unsere Samen schöne Blumentöpfe bemalt und ihnen so ein Zuhause geschaffen wo sie behütet wachsen konnten. Wir haben ihnen die lebenswichtige Erde gegeben, in der alle nötigen Nährstoffe enthalten sind. Über die Betrachtung von Büchern und Gesprächen, konnten die Kinder einen Rückschluss zum eigenen Körper ziehen.

Die Kinder haben mit viel Geduld täglich vor dem Morgenkreis (und auch zwischendurch) geschaut, wie es ihren Pflänzchen geht. Sie haben sie gegossen und Verantwortung übernommen. Wir hatten eigentlich geplant, das die Kinder sich tageweise damit abwechseln. Die Kinder wollten aber jeder selbst ihr eigenes Pflänzchen versorgen und niemand anderen anvertrauen.

Der Lebenskreislauf der Sonnenblume als Bild hat uns auf das vorbereitet, was als Nächstes kommen soll. Wir haben geschaut, was uns die Sonnenblume am Ende schenken wird, und haben die Samen gekostet. Es wurde in dieser Zeit zur Schmausepause Sonnenblumenbrot mit Sonnenblumenhonig geschlemmt (mit einem kurzen Ausflug in unser Bienenbuch). Wir wissen jetzt welche Tiere davon profitieren. Den Mäusen der Nachbarskinder haben die Kerne bestens geschmeckt. Wir konnten wieder einmal sehen, das Lebensmittel nicht in den Supermarkt gezaubert werden und dass es viel Arbeit für die Pflanze ist, diese Samen herzustellen. Mit diesem Wissen gehen wir wertschätzend um.

Alle Kinder wissen nun, dass die Blumen die Sonne brauchen, um zu leben. Die kleinen Pflanzen sind tüchtig gewachsen, genauso wie die Kinder! (Wir haben beides nachgemessen) Und wenn die Kinder später im Garten oder Zuhause sehen, wie die Knospen der Sonnenblume immer mit dem Lauf der Sonne wandern, dann ist der Eindruck vollständig, das auch Pflanzen leben, wachsen und wahrnehmen. Wir konnten damit alles, was wir für das Thema im vorhinein geplant haben umsetzen.

Es wurden weitere Samen von den Kindern selbst ausgesät. Es ist spannend zu sehen, wo überall neue Pflänzchen aus dem Boden schießen.

 

 

 

 

 

Schmetterlinge

 

Das Thema Raupen werden zu Schmetterlingen ist wiederkehrend und immer faszinierend für Groß und Klein. Das Wunder des Lebens wird hier so deutlich sichtbar, wie sonst selten. Nicht umsonst sind „die Raupe Nimmersatt „und andere Bücher dieses Themas seit Jahrzehnten so erfolgreich. In unserem Garten finden wir Schmetterlingseier, Raupen und auch Schmetterlinge. Um zu zeigen, wie dies alles nun zusammengehört mache ich fast jedes Jahr diese Aktion. Wir bestellen Raupen des Distelfalters, weil dieser sich mit seinem Zyklus sehr gut eignet. Die Raupen bekommen bei uns ein schönes Zuhause. Das Einrichten machen die Kinder selbst. Die Raupen sind anfangs sehr klein, entwickeln sich bei richtigen Bedingungen jedoch sehr schnell zu gut sichtbaren, geschäftigen Tieren.

 

In der Natur läuft nicht immer alles reibungslos. Eine Raupe zum Beispiel war noch recht klein und schmächtig, während die anderen schon als Puppen unter der Decke hingen. Wir haben das mit den Kindern besprochen. Es wird hier sichtbar, dass ein jedes Lebewesen einen eigenen Rhythmus hat und obwohl im Großen und Ganzen sich die Arten Gleichen, doch Unterschiede da sind. „Diese Raupe hatte nicht so viel Hunger wie die anderen meinte das eine Kind (3J.)“. Ein anderes sagte:“ meine Schwester ist auch kleiner als das andere Baby das immer zu uns kommt (4 J.)“. Wir haben beschlossen diese Raupe freizulassen. Da wir aus den Büchern wussten welchen Lebensraum sie braucht, hat sie in der Großen Brennnessel hinter dem Trampolin ihr neues Zuhause gefunden. Alle anderen haben sich verpuppt. Die Kinder haben die Raupen sehr intensiv beobachtet, sich darüber unterhalten und ihnen Namen gegeben. Ein Kind hat mit Schrecken festgestellt, das die Raupe anscheinend ihren Kopf abwirft, wenn sie fertig ist mit dem Verpuppen. Dieses Thema birgt so viele Wunder, das man herrlich darüber philosophieren kann. Es kommen immer viele, viele Fragen auf.  Warum können die an der Scheibe laufen? (Mit der Lupe haben wir die feinen Fädchen besser erkannt) oder was macht denn der Schmetterling im Winter? Die Raupe hat einen Mund, aber wie kann der Schmetterling mit einem Rüssel essen? Unsere Raupen bekommen gar keinen Kuchen!? (Buch Raupe Nimmersatt) Wo hat die Raupe denn das Gold her um ihren Kokon zu bauen? Oder auch ganz süß, wie heißt denn Blume (kindgegebener Name für eine der Raupen) jetzt wirklich?(Also geben sich Tiere auch Namen?) Das Thema ist immer wieder sehr dynamisch und im wahnsinnig präsent. Mit viel Begleitmaterial arbeiten wir das Thema richtig weit aus. Es gibt zum Anfassen und Spielen den Lebenszyklus des Schmetterlings (hier ist dann auch das Ei dabei). Wir haben darüber mittlerweile wirklich viele Bücher. Spiele Puzzel und Lieder begleiten uns in dieser Zeit täglich. In diesem Jahr haben die Kinder hier während unseres Sommerfestes mit ihren Eltern zusammen Schmetterlingsflügel gebaut. Die blieben bei uns damit die Kinder sie zum gemeinsamen Rollenspiel benutzen konnten. Auch zu einem Bewegungslied passten sie gut. Parallel haben wir natürlich auch nicht die Schmetterlinge in unserem Garten ausser acht gelassen. Auch hier wurde beobachtet und bestimmt. Jeden gesehenen Schmetterling haben wir mit einem Steckbrief und Bildern an unseren Schuhschrank verewigt. Es wurde eine Vielfalt offengelegt. Einmal kam ein aufgeregtes Kind aus dem hinteren Teil des Gartens gelaufen und meinte es hätte einen ganz anderen Falter gesehen. Dieser war nun schon weg und es fiel ihm schwer diesen zu beschreiben. Ohne ein weiteres Wort lief der Junge rein zu unserem Bücherregal holte das Bestimmungsbuch raus und durchblätterte es so lange, bis er den Schmetterling darin gefunden hatte. Stolz präsentierte er sein Ergebnis und die anderen Kinder suchten den Garten danach ab. An diesen Situationen sahen wir, dass alles richtig lief. An diesem Thema waren im Übrigen auch die Eltern sehr interessiert. Auch für sie war die Entwicklung der Tiere spannend zu beobachten. Und die Kinder waren teilweise sehr stolz auf ihr Wissen, welches sie dann mit den Eltern teilen konnten.